“Der Menschheit Würde ist
in eure Hand gegeben.
Bewahret sie!
Sie sinkt mit euch;
mit euch wird sie sich heben!”


- Friedrich von Schiller, Die Künstler
Unterricht

Zeitzeugengespräche mit Überlebenden des Konzentrationslagers Buna/Monowitz

- anlässlich der Einweihung des "Norbert Wollheim Memorial"

 

Wer war Norbert Wollheim?

Am 2.November 2008 wurde auf dem Campus der Frankfurter Universität, also dem Gelände des ehemaligen I.G. Farben-Baus, eine Gedenkstätte für Norbert Wollheim eingeweiht. Sie soll erinnern an die Ausbeutung und Ermordung von jüdischen Zwangsarbeitern des Konzentrationslagers Buna/Monowitz, Lager III des Vernichtungslagerkomplexes Auschwitz. Die Gedenkstätte ist mit Norbert Wollheim jenem Überlebenden von Buna/Monowitz gewidmet, der 1951 die Betreiber des Konzentrationslagers, den Chemiekonzern I.G. Farben, in einem Musterprozess auf Entschädigung verklagte.

Initiative des Fritz Bauer Instituts

Das an die Frankfurter Universität angeschlossene Fritz Bauer Institut ist ein Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Es hat anlässlich der Einweihung des Norbert Wollheim Memorials ca. 40 Überlebende des Konzentrationslagers nach Frankfurt eingeladen. Einige von ihnen haben sich bereit erklärt, unter der Mitwirkung von Moderatoren des Fritz Bauer Instituts an der Frankfurter Uni Gespräche mit interessierten Schülerinnen und Schülern zu führen.

Die hochbetagten Überlebenden kamen aus vielen Ländern und berichteten auf Deutsch, Englisch, Französisch und Hebräisch von ihrer Jugend, der Zeit der Verfolgung und Zwangsarbeit, von der Nachkriegsphase und ihrem Leben nach 1945.

Inzwischen ist mit dem Norbert Wollheim Memorial auch die pädagogische Arbeit des Fritz Bauer Institutes erweitert worden. Für Interessenten in- und außerhalb unserer Schule ... hier klicken

Vorbereitung der Zeitzeugengespräche

60 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 unserer Schule haben sofort Interesse bekundet, dieses Angebot der Pflege von Erinnerungskultur anzunehmen. Gemeinsam wurden sie von den Moderatoren des Fritz Bauer Instituts, Aron Schöpf und Emily Frankenberg, in die Geschichte der I.G. Farben und die Zwangsarbeit im KZ Buna/Monowitz eingeführt und entwickelten in Kleingruppen die Fragen zum Themenkomplex.

Im Gespräch mit Überlebenden: Martin Grünfeld und Freddie Knoller

Am 3.November fand dann die Begegnung mit den Überlebenden statt. Einer der beiden Gesprächspartner war der 1921 in Wien geborene Freddie Knoller (siehe Foto mit seiner Frau), der 1938 über Belgien nach Frankreich floh, als Mitglied der Résistance dort 1943 verhaftet und ins Lager Buna/Monowitz deportiert wurde. Im Januar 1945 wurde er auf den sogenannten Todesmarsch geschickt. Seine Befreiung erlebte er in Bergen-Belsen und lebt heute in London. Er hat seine Erfahrungen in einem Buch verarbeitet (Desperate Journey. Vienna – Paris – Auschwitz) und stellt sich seither englischen Schulklassen als Zeitzeuge im Gespräch zur Verfügung.

Die zweite Gruppe lernte Martin Grünfeld (siehe Foto mit seiner Frau) kennen, 1922 in Dabie/Polen als zweiter Sohn eines Schuhfabrikanten geboren. Nach der deutschen Okkupation wurden er und sein älterer Bruder Joseph zur Zwangsarbeit verschleppt, zunächst beim Autobahnbau eingesetzt, dann nach Buna/Monowitz deportiert. Alle Einwohner von Dabie wurden 1941 vertrieben und in Chelm ermordet, darunter auch alle Angehörigen der Familie Grünfeld. Der Todesmarsch 1945 führte ihn und seinen Bruder Joseph über mehrere andere Lager nach Mauthausen, wo beide befreit wurden. Sie emigrierten 1949 in die USA nach New York. Martin Grünfeld lebt heute in New Rochelle, NY., sein Bruder Joseph Grünfeld verstarb 2006.

Freddi Knoller und Frau Freddi Knoller und Frau

Martin Grünfeld und Frau Helen

Martin Grünfeld und Frau Helen

 

 

Sämtliche der hier gezeigten Fotos des Gesprächs mit Martin Grünfeld stammen von David Greenfield, dem Sohn von Joseph und Neffen von Martin Grünfeld. Wir danken ihm herzlich für die bereitwillige Überlassung der Bilddokumente. Die Aufnahmen des Gesprächs mit Freddie Knoller wurden von Eva und Artur Holling angefertigt und uns freundlicherweise vom Fritz Bauer Institut zur Verfügung gestellt.

 

Evaartur Holling

Evaartur Holling

Evaartur Holling

 

Martin Grünfeld

Martin Grünfeld

Martin Grünfeld

Martin Grünfeld

 

Beide Gesprächsrunden fanden auf Englisch statt. Wie die Schülerinnen und Schüler den Workshop und die Zeitzeugen erlebten, hielten einige von ihnen in kurzen Beiträgen fest (in redaktioneller Bearbeitung). <R. Röder>

Stellungnahmen einiger Schülerinnen und Schüler ... hier klicken

 

Betreuung des Projekts an der Schillerschule: A.Meitzner / R.Röder