Dem Sportsgeist ein neuer Raum!
<Von Karin Hechler>
Richtfest für die Sporthalle an der Schillerschule am 4.2.2020
Die einen sagen Turn-, die anderen sagen Sporthalle – das neue Gebäude der Schillerschule aber spricht eindeutig für sich selbst: Das ist eine Sporthalle, wie sie im Buche steht!
Betritt man die Fachräume einer Schule, spürt man deren spezifischen genius loci, ob die wissenschaftliche, die künstlerische, die sprachliche Ausrichtung – der Ortsgeist einer Sporthalle jedenfalls erschließt sich schon vor den Räumen über das Sinnesorgan Nase. Schweiß liegt in der Luft, entstanden aus der Mischung von Leistungslust , Bewegungsfreude, Spuren von Angst (Kastenturnen!), aus dem An-und- über-die Grenze-gehen, aus Gelingensfreude und der Verflechtung von Körper, Geist und Seele.
Die neue Sporthalle hat noch keinen olfaktorischen Marker, aber schon ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Architekten und Raumplaner beziehen bei ihren Entwürfen den genius loci ein, also das, was der Ort vorgibt, das Narrativ, das mit ihm verbunden ist, und auch die Entwicklung, welche die Erbauer mit ihren gestalterischen Akzenten befördern möchten.
Huch, das alles auf dem kleinen, engummauerten bisherigen Pausenhof der Schillerschule? Ja, es ist gelungen: Imposant und doch gerade richtig in den Maßen, aus der Tiefe in lichte Höhen ist die Sporthalle hochgewachsen. Sie ist attraktiv mit dem Schulleben verschränkt durch die einladenden breiten Aufgänge, die Gestaltung des Eingangs. Den Bau kennzeichnen verbindende, transparente Elemente. Er schottet sich nicht ab, lädt vielmehr ein.
Bis zum Baubeginn war es ein Hürdenlauf, der schon in den achtziger Jahren begann. Zeitweise war die Genehmigung zum Greifen nahe, dann rückte sie wieder in weite Ferne. Die üblichen Verdächtigen kamen dazwischen wie Haushaltsdefizite, erforderliche Sanierungen, Politikwechsel, aber auch unsere eigenen dringlichen Bedarfe wie der Anbau für die Naturwissenschaften, die Schulbibliothek, der Innenausbau…Doch die Schulgemeinde blieb zäh am Ball. Und dann öffneten sich die städtischen Amtstüren und Planerherzen. Schulamt , Hochbauamt und Architekten nahmen den Hof erneut in Augenschein.
Und jetzt! Jetzt können endlich alle vorgesehenen Sportarten betrieben werden, Geräte- und Ballsport, Turnen, Zirkeltraining und ab und zu ein wilder Freudentanz. Die Sportstunden werden nicht mehr durch zeitraubendes Hin- und Herfahren eingeschränkt, sondern können voll ausgekostet werden.
Ja, dem Sportsgeist an der Schillerschule ist neuer Raum gegeben. Das pädagogische Prinzip „Förderung von Spitze und Breite“ hat schon lange sehr erfreuliche Ergebnisse gebracht. Die Leistungssportler wurden in ihren Anforderungen unterstützt, holten mit ihren Vereinen olympisches Gold (Hockey, Athen 2004), immer wieder oberste Plätze im Rudern, ein Schillerschüler wurde 2010 Deutscher Meister im Zehnkampf. Aber der Sportsgeist einer Schule lebt gleichermaßen von den Veranstaltungen „in der Breite“: der Teilnahme am Frankfurt-Marathon, der Skifreizeit im Klassenverband bzw. mit der Truppe von Herrn Negrea, dem legendären Brückenlauf für das Kinderdorf in Peru, dem gemeinsamen Schwimmbadtag vor den Sommerferien, der Zusammenarbeit mit den Vereinen, von Eltern als motivierenden Sportgruppenleitern…
Das Richtfest spiegelte die große Freude über den Bau-Zugewinn wider, man spürte die förderliche Zusammenarbeit zwischen Ämtern, Planern und der Schulgemeinde.
Gedanken während der Reden und vor dem Zugriff aufs Büfett:
Die Biographie der Schillerschülerin Helene Mayer, Goldmedaillengewinnerin im Fechten bei den olympischen Spielen 1928, und ihre umstrittene Teilnahme an Olympia 1936 in Berlin gehören zur Schul-Reflexion…
Fußball vermittelt auf geniale Weise die Prinzipien des Rechtsstaats…
Gänsehaut, als ich an meinen eigenen Sportunterricht an der Schillerschule zurückdenke und an das Kopfzerbrechen vor dem Sportabitur 1968, wie ich es verweigern kann, im Gymnastikanzug vor den Augen der versammelten Lehrerschaft auf dem Schwebebalken zu turnen, aber das ist eine andere Geschichte…
Wie setzen sich unsere Jugendlichen heute mit dem olympischen Motto „citius, altius, fortius“ auseinander, wie wird „schneller, höher, stärker“ im Verhältnis zu „dabei sein ist alles“ interpretiert?
Wie pflegen wir die gemeinsame Freude an Leistung, neidlose Anerkennung, wie helfen wir bei der Verarbeitung von Scham bei körperlicher Unbeholfenheit, kanalisieren förderlich Konkurrenz und Wettbewerb?
Aber jetzt: Das Richtfest ist gefeiert – es steigt die Freude auf die Einweihung!
Und : Frankfurt schreibt sich auf die Fahnen „Frankfurt – die Sportstadt“ – die Schillerschule liegt mitten drin.
Ortsgeist – Sportsgeist!
Fotos: Technik-AG