“Der Menschheit Würde ist
in eure Hand gegeben.
Bewahret sie!
Sie sinkt mit euch;
mit euch wird sie sich heben!”


- Friedrich von Schiller, Die Künstler
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Frankfurt am Ruder - Unsere Botschafterin

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Katrin Thoma hat 2010 Abitur an der Schillerschule gemacht. Sie promoviert zur Zeit an der Goethe-Universität im Fachbereich Physik. Frankfurts Sportlerin des Jahres (2015) und Ruder-Weltmeisterin (2015) blickt im Interview zurück auf die Entwicklungen seit ihrem Abitur.

Johannes Karg (JK): Katrin, du hast 2002 in Fechenheim mit dem Rudersport begonnen. Wie ist es damals dazu gekommen?

Katrin Thoma (KT): Meine Mutter hat mich zum Rudersport gebracht. Sie hat früher selbst gerudert. Ich war als Kind aktiv in der Leichtathletik. Aber sie hat meine Neugierde geweckt und ich war von Anfang an begeistert von dieser Sportart. Ich bin dann immer öfter zum Rudern gegangen.

JK: Was hat dich motiviert dabeizubleiben?

KT: Sport in der Gruppe macht am meisten Spaß. Wir hatten damals in Fechenheim eine große Gruppe an Kindern und Jugendlichen. Wir waren so oft es ging draußen, haben auch neben dem Sport viel zusammen unternommen. Das hat Spaß gemacht. Es klingt etwas nach Klischee, aber das Gefühl mit dem Boot über das Wasser zu gleiten, in der Natur, das ist schon etwas Besonderes.

JK: Wie hast du es geschafft Sport und Schule unter einen Hut zu bekommen?

KT: Ich denke das ist ein Wechselspiel. Ich war motiviert in der Schule und habe hohe Ansprüche an mich selbst. Deshalb war ich auch gut in der Schule, und das hat sich wiederum auf meinen Sport ausgewirkt. Ich bin damals in der Oberstufe auf die Schillerschule gewechselt, um auch eine räumliche Nähe zum Verein, der Frankfurter RG Germania, zu bekommen. Wir konnten im Verein an der Hausaufgabenbetreuung teilnehmen. Kurze Wege waren da schon ein Vorteil. Wir haben damals auch noch nicht so viel trainiert, nur täglich 1x. Es war eine sehr gute Entscheidung Schule und Verein zu wechseln. Mit Spaß in der Schule war es lösbar.

JK: Wie bist du mit dem Leistungsdruck umgegangen?

KT: Das hat sich über die Jahre verändert. Während meiner Junioren Zeit war ich immer sehr nervös und aufgeregt vor den Wettkämpfen. Wir hatten eine starke Trainingsgruppe und ich wollte mich natürlich in der Gruppe behaupten. Meine Trainingskameraden sind damals zur Junioren-WM und zum Baltic Cup gefahren. Das war für mich als Leichtgewicht unrealistisch. Im Junioren-Alter gibt es für Leichtgewichte keine Wettkämpfe auf internationalem Niveau. Ich habe mich erst als U23-Sportlerin durchgesetzt. Über die Jahre hat sich dann auch eine Veränderung im Umgang mit den Wettkampfsituationen vollzogen. Heute freue ich mich auf meine Wettkämpfe. Wenn ich mein Training gut durchziehen kann und gesund bleibe, habe ich eine gute Ausgangsbasis für die Rennen. Hier versuche ich heute meine beste Leistung abzugeben. Früher habe ich meine beste Leistung immer nur an Medaillen gemessen.

JK: Was war für dich der größte Erfolg?

KT: Das ist eine multidimensionale Frage. Ich möchte das gerne etwas differenzieren. Der Weltmeister Titel 2015 im Leichtgewichts Doppelvierer bedeutet mir sehr viel. Auf dem Siegersteg in der Mitte zu stehen, mit meinen Mannschaftskameraden die Nationalhymne zu hören, das ist etwas Besonderes. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, zumal mehr als zehn Jahre Training dafür notwendig waren. Im selben Jahr wurde ich durch die Stadt Frankfurt als Sportlerin des Jahres ausgezeichnet. Neben den etablierten Sportarten mit viel Medienpräsenz war dies eine besondere Wertschätzung. Im Folgejahr 2016 noch als Hochschulsportlerin des Jahres ausgezeichnet zu werden war das i-Tüpfelchen. Hierdurch haben sich einige Türen geöffnet, welche vorher verschlossen waren. Für mich war die ungewohnte Anerkennung der erbrachten Leistungen etwas Besonderes. Dennoch kann ich auch die aktuelle Saison als beste Saison meiner Karriere bezeichnen. Ich bin bei den Deutschen Meisterschaften auf den SILBER-Rang im Einer gerudert. Das habe ich vorher noch nicht erreicht. Ich bin international zum ersten Mal in der einzigen olympischen Bootsklasse für Leichtgewichte, dem Doppelzweier, an den Start gegangen. Auch wenn wir da noch einiges verändern müssen, um international mithalten zu können, ist es für mich ein persönlicher Erfolg dies nach meiner Vorjahres Saison 2017 erreicht zu haben. 2017 hat nichts geklappt. Ich war zum ersten Mal seit 2010 nicht im WM-Kader des Deutschen Ruderverbandes. Ich war verletzt, hatte viel Trainingsausfall. Da hat es mich gefreut, dass ich 2018 eine Leistungswende erreichen konnte. Alte Regel - Wenn es bergab geht, geht es auch wieder bergauf.

JK: Warum unterstützt du das Projekt „Frankfurt am Ruder“?

KT: Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich freue mich, dass der Förderverein der Schillerschule diese Verantwortung übernimmt und gemeinsam für mehr Bewegung sorgen möchte. Ich habe 2009 / 2010 bereits beim Projekt AB INS BOOT mitgemacht. Es ging damals darum über Sport zu integrieren. Das ist uns sehr gut gelungen. Das aktuelle Projekt, „Frankfurt am Ruder“ ist ähnlich, jedoch auch anders. Es macht mir Spaß Leute für Sport, vorzugsweise den Rudersport, zu begeistern. Wir sind eine Wertesportart. Rudern ist in der Natur, im Herzen der Sportstadt Frankfurt. Da sitzt man gerne gemeinsam im Boot.

JK: Wie geht 2019 weiter? Welche Herausforderungen erwarten dich im Beruf und im Sport?

KT: Ich arbeite aktuell an meiner Promotion im Fachbereich Physik an der Goethe Universität. Im Bereich der experimentellen Grundlagenforschung habe ich hier meinen Schwerpunkt gesetzt. Üblicherweise dauert dieser Prozess vier bis fünf Jahre. Die ersten 12 Monate sind vorbei. Wenn es gut läuft kann mein Projekt 2021-2022 zum Abschluss kommen. Wir sind allerdings in der Wissenschaft. Es ist planbar, aber die Ergebnisse sind nicht immer kalkulierbar. Zudem steht 2019 die Olympia Qualifikation bei den Weltmeisterschaften in Österreich an. Ich bin im Auswahl Kader der besten sechs Frauen in Deutschland. Unser Auftrag ist es, die Qualifikation für die olympischen Spiele in Tokyo 2020 zu holen. Diese Aufgabe müssen wir als Mannschaft angehen. Natürlich möchte ich dies gerne im Boot sitzend erreichen. Diesen Fokus habe ich insbesondere in der Olympia Saison 2020. Das ist aber der zweite Schritt. Der erste Schritt ist das erfolgreiche Abschneiden unserer Mannschaft bei den Weltmeisterschaften im August 2019. Keine Quali, keine Olympischen Spiele.

JK: Vielen Dank.

<Das Interview führte Johannes Karg (Lehrer - Trainer Rudern)>