“Der Menschheit Würde ist
in eure Hand gegeben.
Bewahret sie!
Sie sinkt mit euch;
mit euch wird sie sich heben!”


- Friedrich von Schiller, Die Künstler
Über uns

Das Museum für Angewandte Kunst stellt in der neuen Ausstellung „Zeit/Raum“ nach dem Buch „Here“ von Richard McGuire das Verhältnis von Zeit und Raum dar. Die Besucher können sich verschiedene Projekte und Darstellungsweisen einiger Künstler zu diesem oder einem damit zusammenhängenden Thema anschauen und werden so zu elementaren Fragen geführt. „Was ist Zeit für mich?“ „Wie halte ich die Zeit fest?“ „Was bedeutet Raum für mich?“ „In welchem Verhältnis nehme ich Raum und Zeit wahr?“ Richard McGuire lässt sowohl in seinem Comic als auch in seinem Buch eine bemerkenswerte Entscheidungsfreiheit, die in die Ausstellung mit übernommen wurde, denn die Szenen aus dem Buch, welche nun im Großformat begehbar errichtet worden sind, ermöglichen auch unterschiedliche Sichtweisen und stellen unser Verständnis und unsere Lesestruktur auf die Probe. Die Leser und Besucher sollen sich auf die zu sehenden Bilder und Gegenstände einlassen, um den tieferen Sinn und damit das Spannendste und Interessanteste der Ausstellung zu verstehen.

Wahrscheinlich ist das einer meiner wenigen Kritikpunkte, dass sich die Besucher nicht einfach nur umschauen können, um alles nachzuvollziehen; gleichzeitig ist dies aber eine Herausforderung, derer sich bestimmt viele gerne annehmen und die ein Interesse wecken kann. Im Museum werden uns außerdem bewusste und eventuell miterlebte Zeiten, die sich nicht im Buch befinden, mit demselben Schema dargestellt. Man hofft darauf zu sehen, auf welch unterschiedliche Weisen sich Menschen damit anfreunden können, denn verschiedene Menschen verbinden oft verschiedene Gegenstände mit einer bestimmten Epoche und es besteht die Möglichkeit, dass zwei Personen denselben Gegenstand in unterschiedliche Zeiten einordnen.

Die Idee hinter der Verbindung von Raum und Zeit wurde mir deutlich, denn um den Verlauf der Zeit nachzustellen, braucht man einen Raum, an dem man Veränderungen wahrnimmt. Wenn man zum Beispiel zwei Bilder hat, mit jeweils zwei Kindern darauf, eines hat ein I-Phone in der Hand, eines einen richtigen Klotz mit Antenne und Tasten, welche Epochen würden sie mit diesen Bildern verbinden, und warum? Ganz sicher würde das I-Phone nicht ins Mittelalter passen, das Tastentelefon bestimmt nicht in die Steinzeit. McGuire lässt uns durch seine Zeichnungen mit zeitlich passenden Gegenständen glauben, dass es genau wie dargestellt abgelaufen ist; außerdem wird uns sein auserwählter Raum, wie er am Anfang des Buches und auch in der Ausstellung zu sehen ist, über das ganze Buch hinweg vertraut. Ich persönlich habe es nicht bereut, mir ein bisschen Zeit genommen zu haben, um diese Ausstellung zu besichtigen, denn die Zeit ist wie unsere Vorstellungswelt unendlich, und dort eine Orientierung zu schaffen ist zwar schwierig, aber dennoch interessant.

<Helene Braun, 8e>